Cerebrale Schädigungen überwinden - "Ein-Blick" in die Gehirnforschung

  1. Cerebralschäden und der Arbeitsansatz des Instituts
  2. Allgemeine Informationen zur Meßmethode und zu Kommunikationsabläufen im Gehirn
  3. Vorgehensweise und therapeutische Unterstützung bei cerebralen Schädigungen
  4. Fallbeispiele
  5.  

    1. Cerebralschäden und der Arbeitsansatz des Instituts

    Schädigungen des Gehirns verursachen oft zentrale motorische und sensorische Störungen von Körper,- Denk - und Sprachfunktionen unterschiedlichen Ausmaßes. Dadurch können bestimmte Areale oder sogar ganze Gehirnbereiche nicht mehr oder nur unzureichend arbeiten. Die Fähigkeit des Gehirns, die Funktionen zerstörter Teile durch benachbarte Areale abzudecken, ist begrenzt und oft bleiben trotz rechtzeitiger und langandauernder therapeutischer Maßnahmen mehr oder minder schwerwiegende Ausfälle und Störungen zurück. Einzelne motorische und sensorische Handlungen können beeinträchtigt sein bis hin zu partiellen oder vollständigen Lähmungserscheinungen des Körpers; die Sprachfunktion kann ebenso gestört oder eingeschränkt sein wie Prozesse, die der Speicherung und dem Abrufen von Gedächtnisinhalten dienen.

    Für die betroffenen Menschen bedeutet das erhebliche Einschränkungen im Leben, wenn gezielte Rehabilitationsmaßnahmen, wie zum Beispiel die Physiotherapie, die Ergotherapie und die Logopädie, um die häufigsten zu nennen, nur noch geringfügig oder keine Wirkungen mehr aufweisen.

    Günter Haffelder, Physiker, Psychologe und Leiter des Instituts für Kommunikation und Gehirnforschung in Stuttgart, hat das EEG-Meßverfahren zur Messung der Gehirnströme zur EEG-Spectralanalyse weiterentwickelt, mit der erstmals die Dynamik und das Zusammenwirken bestimmter Hirnstrukturen aufgezeigt werden können. Im Laufe der Forschung wurden Tausende von Menschen der unterschiedlichsten Altersstufen, Berufsgruppen, mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten, Begabungen und Problemstellungen über standardisierte Tests und Untersuchungsabläufe im Rahmen des Instituts gemessen. Anhand der Basis dieser vergleichenden Messungen kann er charakteristische Gehirnstrukturen detailliert auswerten und interpretieren. Sie lassen präzise Rückschlüsse zu, die je nach Muster auf funktionelle Störungen oder Blockaden hinweisen, auf Fähigkeiten oder besondere Begabungen. Aus diesem breiten Spektrum an Erkenntnissen kann er auch gezielt Aussagen über Ursache und Zusammenhänge cerebraler Schädigungen machen und Konzepte zur Überwindung aufzeigen.

     

    2. Informationen zur Meßmethode und zu Kommunikationsabläufen im Gehirn

    Im EEG-spectralanalytischen Meßverfahren von Günter Haffelder werden mit Hilfe der FFT (Fast Fourier Transformation) die in der Medizin normalerweise gemessenen EEG-Potentiale in ihre einzelnen Frequenzanteile zerlegt und spectralanalytisch dargestellt.


    Abb. 1: EEG - Ableitung
    L: Linke Gehirnhälfte; R: Rechte Gehirnhälfte
    Zahlenreihe unten: Zeit in Minuten und Sekunden

     


    Abb. 2: EEG - spectralanalytische Darstellung
    L: Linke Gehirnhälfte; R: Rechte Gehirnhälfte
    Frequenzen in Hz

    Dabei sind nicht nur die unterschiedlich starken Gehirnaktivitäten klar ersichtlich, sondern es werden auch die Frequenzbereiche dargestellt, in denen diese Aktivierungen stattfinden. Der Beta-Bereich steht dabei für die wache, nach außen gerichtete Aufmerksamkeit mit hoher Konzentration, der Alpha-Bereich für die entspannte, konzentrierte, nach innen gerichtete Aufnahmebereitschaft und der Theta-Bereich für Visualisierung (Sehen von inneren Bildern). Dem Delta-Bereich, gemessen in der Nähe des limbischen Systems, kommt durch dieses Meßverfahren eine neue wichtige Bedeutung zu. Er steht nicht nur für Schlaf, sondern beschreibt auch alle kommunikativen, zwischenmenschlichen Interaktionsprozesse, die nonverbal ablaufen.

    Um eine lange Meßphase besser überschauen und interpretieren zu können, läßt sich diese als Chronospectrogramm darstellen. Die Aktivitäten der beiden Hemisphären sind auch hier getrennt dargestellt, wobei die Aktivitäten der linken Hemisphäre für das serielle (nacheinander) Verarbeiten von Informationen stehen, die der rechten Hemisphäre für die gleichzeitige Informationsaufnahme eines breiten Bandes von Eindrücken. Aus der synchronen koordinierten Zusammenarbeit beider Hemisphären ergeben sich ungeahnte Potentiale des Lernen, Denkens und Zusammenarbeitens. Das Chronospectrogramm zeigt weiterhin die schon eingangs erwähnte charakteristische Dynamik bestimmter Gehirnstrukturen auf und ermöglicht so ein breites Feld der Aussage und gezielten Anwendung. Die EEG-Spectralanalyse ist daher die Grundlage der Arbeit mit Klienten, die aus den unterschiedlichsten Gründen ins Institut kommen. Die Auswertung des Meßprofils zeigt die Möglichkeiten der weiteren Arbeit auf.

     

    3. Vorgehensweise und therapeutische Unterstützung bei cerebralen Schädigungen

    Am Institut wird mittels der EEG Spectralanalyse der Cerebralkranke während einer therapeutischen Maßnahme gemessen. Je nach Art der Schädigung werden dabei vom Therapeuten oder den Angehörigen, die den Patienten betreuen, bestimmte Körper- und Sprachübungen mit diesem durchgeführt. Oft können bei Cerebralkranken ehemals erlernte Bewegungs- oder Sprachmuster nicht mehr oder nur unzureichend ausgeführt werden. Der Verlauf der EEG-Spectralanalyse zeigt, welche Gehirnaktivitäten und Schwingungsmuster bei bestimmten Übungen im Gehirn noch vorhanden sind bzw. welche im Gehirn fehlen. Diese Frequenzgemische sind die Grundlage der Informationen, die dem Gehirn über eine speziell für den jeweiligen Fall hergestellte CD angeboten werden. Diese basiert auf einer im Layer-Verfahren eingespielten klassischen Musik. Durch gleichzeitiges Hören der CD und Ausüben der therapeutischen Maßnahme wird im Gehirn neu gebahnt.

    Diese Musik wirkt über verschiedene Ebenen. Zum einen werden die fehlenden Frequenzen im Zweifrequenzverfahren über die Musik als Träger angeboten und in einem akustisch hohen Frequenzbereich bei ca. 18.000 Hz moduliert aufgebracht. Zum anderen wurde die Musik nach einem speziellen Verfahren zusammengestellt, unter anderen auch verlangsamt eingespielt. Die Musik ist gleichfalls lateralisiert und der Phasenwinkel auf die Gehirnaktivität eingestellt. Eine der besonderen Wirkungen der Musik auf der CD ist die Erhöhung des Acetylcholinspiegels im Gehirn. Acetylcholin ist ein Neurotransmitter, der die Basis zu einer erhöhten Bereitschaft für neue Lernprozesse im Gehirn legt.

    Im Verlauf der weiteren Arbeit außerhalb des Instituts soll der Klient die so erstellte Musik über einen Kopfhörer hören, während der Therapeut oder die Angehörigen mit ihm arbeiten oder ausgefallene Funktionen mit ihm üben. Die gleichzeitige Arbeit an fehlenden Bewegungsmustern und das Üben beschleunigen die Wirkung der Musik und ermöglichen so den Erfolg der weiteren therapeutischen Arbeit. Bei regelmäßiger täglicher Anwendung können sich oft schon nach relativ kurzer Zeit erste Erfolge einstellen.

    Im einzelnen sind noch folgende Punkte bei der Anwendung wichtig:

    Wichtig ist auch zu erwähnen, daß gerade bei Cerebralkranken im Verlauf der Arbeit krisenhafte Abschnitte aufreten können, die oft Zeichen einer deutlichen Besserung des betroffenen Menschen sind. Gerade hier sollten Angehörige und Therapeuten durch positive Worte und Gedanken die Motivation zum Weitermachen unterstützen.

    Je nach Verlauf der Arbeit mit der CD kann nach einem halben bis einem Jahr ein weiterer Besuch im Institut sinnvoll sein. Die erneute Messung erlaubt die Anpassung der CD an die Verbesserung der Situation des Klienten, eventuell müssen auch weitere Vorgehensweisen unter Berücksichtigung der aktuellen Situation abgestimmt werden.

     

    4. Fallbeispiele

    Ein junger Mann lag nach einem schweren Autounfall lange Zeit im Koma. Er konnte im Anschluß von verschiedenen Kliniken und Therapiezentren so weit erfolgreich behandelt werden, daß er im Alltag handlungs- und lebensfähig war. Zurück blieb jedoch ein vermindertes Reaktionsvermögens und mangelnde Koordination, so daß er seinem Beruf nicht mehr nachgehen konnte.


    Abb. 3: Chronospectrogramm einer etwa 7 - minütigen Meßsequenz
    Linkshirndominanz bei fehlender Struktur und Koordination;
    Linke und rechte Hemisphäre getrennt dargestellt; Frequenzen in Hz
    Am linken Rand ist der zeitliche Verlauf in Minuten und Sekunden angegeben

    Sein Meßprofil wies eine ausgeprägte Dominanz der linken Hemisphäre auf. Zur Bewältigung von seriellen Aufgaben, wie sie alle koordinierten Handlungsabläufe darstellen, sind bestimmte Gehirnstrukturen zwingend notwendig. Diese fehlten hier völlig.

    Für den Klienten wurde ein spezielles Übungsprogramm zusammengestellt, zum Teil mit Übungsgeräten, des weiteren erhielt er auch eine individuell gefertigte CD. Nach einiger Zeit zeigten seine Meßprotokolle eine deutliche Veränderung.


    Abb. 4: Chronospectrogramm nach mehrwöchiger Trainingsphase

    Die gemeinsame Arbeit dauerte ein halbes Jahr, während dem der junge Mann in langfristigen Zeitabständen Kontakt zum Institut hatte, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Die Arbeit mit den Übungsprogrammen und der aufbereiteten Musik der CD führte er mit Therapeuten in einem Therapiezentrum durch. Heute kann er ohne große weitere Beeinträchtigungen seinen früheren Beruf ausüben und sein Leben in gewohnter Weise führen.

    Ein weiterer Fall betrifft einen Handwerkermeister mit Schädel-Hirn-Trauma, der von Ärzten und Therapeuten nach 2 Jahren Rehabilitation als austherapiert eingestuft wurde. Er konnte nur noch den kleinen linken Finger bewegen und weder Ärzte noch seine Frau wußten, ob er hört oder sieht. Nach der ersten Messung wurde die erste CD für ihn hergestellt, mit deren Unterstützung seine Therapeuten nachfolgend Mundbewegungen, Stimmbildung und einzelne Körperbewegungen mit ihm trainierten. Nach 5 Monaten konnte er erstmals seinen Therapeuten flüsternd mit "Hallo" begrüßen, was sich nach einem weiteren Jahr zur Bildung von ganzen Sätzen steigerte. Nach einem halben Jahr konnte er selbständig essen und konnte lächeln. Mittlerweile kann er mit Stimme richtig sprechen. In seinem Rollstuhl sitzend kann er mit seinen Füßen helfen, den Rollstuhl in Fahrtrichtung zu bewegen. Besondere Freude bereitet ihm die Hippotherapie, wo er selbständig auf einem Pferd sitzen kann. In diesem Fall war der unermüdliche Einsatz seiner Frau und der Logopädin und beider fester Glaube an seine Wiederherstellung eine wichtige Basis für die Optimierung der Lernprozesse im Gehirn, die über die CD zur Neubahnung zerstörter Synapsenverbindungen führen.


    Überwindung cerebraler Schädigungen

    Der Einsatz neuroaktiver Aufbau- und Lateralisierungs-CDs in der Rehabilitation und Therapie

    Das Institut für Kommunikation und Gehirnforschung ist ein privates Institut, das mit einem von Günter Haffelder weiterentwickelten EEG-spectralanalytischen Messverfahren internationale Anerkennung gefunden hat. Menschen mit unterschiedlichen Anliegen besuchen das Institut, um sich auf der Grundlage einer Messung der Gehirnaktivitäten eine neuroaktive CD erstellen zu lassen: Kinder und Erwachsene mit Lernstörungen, mit Konzentrationsschwierigkeiten, Streßsymptomen oder Cerebralschädigungen sowie Menschen, die allgemein an der Leistungsoptimierung ihres Gehirns arbeiten möchten. Im Forschungsbereich werden unter anderem medizinische Heilverfahren und Therapien auf ihre Wirkung beim Patienten untersucht.

    Dieser Beitrag beschreibt die Arbeit des Instituts im Bereich cerebraler Schädigungen vielfältiger Ursachen. Das betrifft durch Krankheiten oder einen Unfall verursachte Traumata, Störungen der Entwicklung durch Sauerstoffunterversorgung bei der Geburt und geistige Behinderungen etc.. Aufgrund spezieller neuroaktiv wirkender und individuell erstellter Musik-CDs eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Unterstützung von Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen.


    Abb. 1 zeigt eine Ableitung der Gehirnschwingungen einer EEG-Messung, wie sie vom medizinischen EEG bekannt ist.

    Im Verfahren der EEG-Spectralanalyse wird die Ableitung, die eine Summe mehrerer Frequenzanteile ist, über ein mathematisches Verfahren (Fast-Fourier-Transformation) in ihre Einzelfrequenzen zerlegt. Dadurch ergibt sich eine viel detailliertere Auflösung im Vergleich zum medizinischen EEG mit wesentlich genaueren Interpretationsmöglichkeiten der abgeleiteten Gehirnschwingungen (Abb.2).


    Abb. 2: EEG-spectralanalytische Ableitung der Gehirnschwingungen

    Nachfolgend ist ein Chronospectrogramm zu sehen, welches graphisch den zeitlichen Verlauf einer Messung darstellt. Beide Gehirnhälften sind getrennt dargestellt und zeigen jeweils die Aktivitäten des Gehirns in den verschiedenen Frequenzbereichen.


    Abb. 3: Chronospectrogramm einer EEG-spectralanalytischen Messung

    Ein neuer Ansatz im Verständnis der Gehirnfunktionen
    Geschädigte lokalisierte Bereiche des Gehirns können nur schwer wieder reaktiviert werden, das Gehirn verfügt jedoch über die Möglichkeit der Plastizität. Heute weiß man, dass das Gehirn, bekommt es entsprechende Reize, bis ins hohe Lebensalter lernfähig bleibt. Durch neue Forschungen ist bekannt, daß das menschliche Gehirns durch spezifische Anregung neue Netzwerke von Nervenverbindungen aufbauen kann. Hier liegt ein Schlüssel zum Verständnis der funktionellen Arbeitsweise des Gehirns. Der daraus resultierende Ansatz zur Behandlung und Betreuung cerebralgeschädigter Menschen eröffnet neue Möglichkeiten der Therapie.

    Die EEG-spectralanalytische Messung
    Eine Messung mit der EEG-Spectralanalyse ist der erste Schritt zur Erstellung einer neuroaktiven CD. Die Messung ist notwendig, um die individuelle Gehirnaktivität des einzelnen Menschen zu erfassen. Im Vergleich zum medizinischen EEG, das Aktivitäten des Gehirns cortical über die Großhirnrinde beschreibt, werden im Verfahren der EEG-Spectralanalyse Schwingungen des Gehirns subcortical über das Limbische System abgeleitet. Spezifische Aktivitäten der Gehirnströme in den einzelnen Frequenzspektren sind dabei sowohl hinsichtlich ihres Auftretens als auch ihrer Modifikation analysiert und empirisch abgesichert. Die in einer individuellen Messung erhaltenen Daten werden zur Erstellung einer CD weiter analysiert und aufbereitet.

    Wirkungsweise der neuroaktiven CD
    Die CD ist ein therapieunterstützendes Mittel; das Gehirn wird angeregt, bestimmte Neurotransmitter, hier ist vor allem Acetylcholin zu nennen, in erhöhter Konzentration auszuschütten. Dadurch wird es in einen besonders lernbereiten Zustand versetzt. Zu dieser Wirkungsebene kommen noch individuelle Parameter aufgrund der vorangegangenen EEG-spectralanalytischen Messung hinzu. Über das Trägermedium einer speziell eingespielten klassischen Musik werden bestimmte neuroaktive Informationen übermittelt, die zusammen mit der Arbeit des Therapeuten neue neuronale Strukturen prägen. Der Patient hört die für ihn erstellte Musik über Kopfhörer, während der Therapeut oder die Angehörigen mit ihm arbeiten, um die Wiederherstellung ausgefallener Funktionen zu fördern. Dadurch können Folgesymptome eines Schlaganfalls oder Schädel-Hirn-Traumas und schwerste cerebrale Schädigungen, etwa bei Wachkoma-Patienten, therapiert werden. Maßnahmen wie Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie etc. erfahren durch die CD intensive Unterstützung.

    Die Arbeit mit der neuroaktiven CD
    Generell können Therapiemaßnahmen mit der CD unterstützt und beschleunigt werden. Eine zentrale Bedeutung bei der Arbeit mit der CD kommt den begleitenden Ärzten, Therapeuten und Angehörigen zu. Hier ist neben der auf individuelle Erfordernisse abgestimmten und kompetenten funktionellen Behandlung die soziale und psychische Betreuung von wesentlicher Bedeutung für die Wirkung der CD. In der Besprechung, die im Anschluß an die spectralanalytische Messung stattfindet, werden auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Anwendungsempfehlungen gegeben, die auch psychische und soziale Komponenten in der Betreuung des Patienten berücksichtigen. Hier ist vor allem die positive Ausrichtung der Sprache und Gedanken zu erwähnen, um die sich alle Beteiligten bemühen sollten.Im Rahmen der Forschung des Instituts wurde messtechnisch nachgewiesen, daß im Bereich der Delta-Wellen Übertragungen nonverbaler Gedankenmuster und Informationen stattfinden, so daß sich konstruktive Gedanken zwischen Betreuer und Patient ebenso übertragen wie solche, die sich ungünstig auf die Motivation des Patienten auswirken.

    Mit der erstellten CD arbeiten die Klienten zunächst zwischen einem halben und einem Jahr bis zur empfohlenen Kontrollmessung. Bei dieser Messung werden Veränderungen, von denen die Betroffenen oder ihre Angehörigen berichten, messtechnisch erfasst und es werden im Erfahrungsaustausch weitere Maßnahmen abgestimmt und besprochen. Bei Menschen mit cerebralen Schädigungen ist es je nach Schweregrad der Schädigung des zentralen Nervensystems oder bei mehrfach funktionellen Störungen oft sinnvoll, eine an die sich ändernden Erfordernisse und Bedürfnisse des Patienten angepasste neue CD erstellen zu lassen. Ein Beispiel: Ein Patient kann nach der Arbeit mit der CD seine Gliedmaßen wieder gezielter bewegen. Seine neu erstellte CD setzt nun differenziert an der Wiederherstellung motorischer Funktionen an. Wie oft und in welchen Abständen eine CD-Anpassung sinnvoll ist, muß individuell abgeklärt werden.
    In bestimmten Fällen gibt es zudem die Möglichkeit der Erstversorgung mit einer speziell erstellten CD. Die Indikation gilt nur für die Versorgung direkt, das heißt wenige Tage oder Wochen nach einem akuten cerebralen Trauma, etwa einem Apoplex oder einer unfallverursachten Schädigung und soll nur eine begrenzte Zeit angewandt werden. Für die weitere spezifische Versorgung ist in jedem Fall eine Individual-Messung zur Erstellung einer individuellen CD erforderlich.

    Aus der Praxis
    Nachfolgend soll ein kurzer Einblick in die Praxis gegeben werden, um eine Vorstellung über die Möglichkeiten in der Arbeit mit der neuroaktiven CD zu bekommen. Die positiven Veränderungen, die Menschen in der Arbeit mit der CD erfahren, betreffen funktionelle Bewegungsabläufe verschiedener Komplexität, Verbesserungen des Sprachvermögens und des Sprechens oder Verbesserungen der Wahrnehmung. Daneben können auch durch Hirnschädigungen erworbene kognitive Defizite, emotionale Veränderungen und Veränderungen des Verhaltens positiv beeinflusst werden.
    Neben den Rückmeldungen von Betroffenen sind es sehr oft die Therapeuten, die in der Arbeit mit dem Patienten plötzlich große Fortschritte verzeichnen können. Die therapeutischen Anwendungen greifen schneller und tiefer und erfahren dadurch eine größere Intensität. Vielfach berichten Therapeuten außerdem über die verbesserte Motivation und Entspanntheit des Patienten, was ihre Arbeit wiederum erleichtert und beschleunigt.
    Ein Fallbeispiel: Ein Handwerker lag nach einem Unfall mit schweren cerebralen Schädigungen im Wachkoma. Zwei Jahre nach seinem Unfall zeigte er in Therapien keinerlei Fortschritte mehr und galt daher als austherapiert. Niemand konnte genau sagen, ob und in welchem Umfang bestimmte Wahrnehmungsfunktionen noch vorhanden waren. Die Motorik war weitgehend ausgefallen, er konnte nur seinen kleinen Finger bewegwn. Über seine Logopädin erfuhr seine Ehefrau von der Arbeit des Instituts. Bereits 2 Monate nach der Erstellung seiner CD begrüßte er, der zuvor kein Wort mehr gesprochen hatte, seine Therapeutin mit "Hallo". Die intensive Arbeit wurde von stetigen Fortschritten begleitet. Heute sind seine motorischen Funktionen so weit wieder hergestellt, daß er im Rollstuhl sitzend diesen mit den Füßen anschieben kann. Seine Mimik ist ausgeprägt und er kann mittlerweile wieder selbständig essen. Er spricht mit zum Teil überraschend humorvollen Einlagen. Seine geistige Präsenz ist deutlich vorhanden, er kann Kopfrechenaufgaben lösen und zeigt Sinnverständnis im Frage-Antwort-Dialog. Allgemein nimmt er wieder verstärkt am Leben teil. Ein ganz wesentlicher Faktor für diese phänomenale Entwicklung ist bei diesem Patienten die engagierte und unermüdliche Mitarbeit seiner Frau, die ihre Zuversicht in eine Verbesserung der Situation ihres Mannes immer behalten hat und dies positiv in die Arbeit mit der CD einfließen ließ.

    Die neuroaktiv aufbereiteten Musikstücke auf den Individual-CDs sind zum Teil mit Wal- und Delphin-Kommunikationsmustern unterlegt. In der Grundlagenforschung zeigte sich, daß diese Töne allein keine über die EEG-Spectralanalyse ermittelte Wirkung auf das Gehirn zeigten, wohl aber in Kombination mit einer speziell eingespielten klassischen Musik. Diese bewirkt bei Kindern mit verzögerter oder nicht erfolgter Sprachentwicklung oftmals schon während des ersten Hörens einen starken Impuls, Lautäußerungen und erste Sprechversuche von sich zu geben. In Rückmeldungen wird zudem auch sehr oft berichtet, daß sich allgemein der Bezug nach außen öffnet, das heißt ehemals verschlossene Kinder suchen deutlich Kontakt zu anderen und ihr Sozialverhalten verändert sich positiv. Ein besonders erfreulicher Fall betrifft einen Jungen mit Aphasie nach einem schweren Unfall, der mit Hilfe der CD nun wieder spricht. Seine weiteren kognitiven Symptome haben sich ebenso normalisiert, was die glücklichen Eltern mit der Zusendung einer Kopie des Schulzeugnisses von ihrem Sohn an das Institut berichteten.
    Die Wirkung der neuroaktiven CD im Bereich der Sprachentwicklung bei Kindern war auch Gegenstand eines noch unveröffentlichten Forschungsprojektes mit sprachentwicklungsverzögerten Kindern, bei dem diese Beobachtungen bestätigt und dokumentiert wurden.

    Der Impuls, sich verstärkt wieder der Außenwelt zu öffnen, zeigt sich beispielsweise auch bei Wachkoma-Patienten. Immer wieder wird von Fällen berichtet, bei denen die Patienten sich plötzlich mitteilen möchten, sich auf ja/nein-Kopfbewegungen einlassen können und Gefühlsregungen deutlicher Ausdruck geben. Diese verstärkte Aufmerksamkeit hat auch schon dazu geführt, daß Ärzte ihre Einschätzung von vormals als nicht Reha-fähig eingestuften Patienten revidierten.

    Prognosen über den zeitlichen und qualitativen Verlauf der Arbeit mit der CD können nicht gegeben werden. Manche Menschen berichten über Veränderungen, die sie bereits nach zwei Wochen erfahren, bei anderen hingegen zeigt sich zunächst über zwei oder drei Monate keine äußerlich wahrnehmbare Wirkung, bis plötzlich ein immenser Schub einer positiven Veränderung eintritt. Das hängt zum einen von der Art und dem Schweregrad der cerebralen Schädigung ab und ist zum anderen im Zusammenhang mit altersspezifischen Faktoren und mit einer konstitutionell bedingten individuellen Geschwindigkeit zu sehen. Weiterhin hängt der Erfolg der neuroaktiven CD auch von der korrekten Anwendung ab und wird gefördert durch günstige Rahmenbedingungen. Diese betreffen neben dem auf individuelle Bedürfnisse abgestimmten Therapieansatz auch das Vorhandensein einer positiv eingestellten sozialen Umgebung.

     

    Weitere Arbeitsbereiche und Forschung des Instituts

    Lernforschung

    Medizinisch-therapeutischer Bereich

    Weiterbildung

     

     

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