INSTITUT für |
Schädigungen des Gehirns verursachen oft zentrale motorische
und sensorische Störungen von Körper,- Denk - und Sprachfunktionen
unterschiedlichen Ausmaßes. Dadurch können bestimmte
Areale oder sogar ganze Gehirnbereiche nicht mehr oder nur unzureichend
arbeiten. Die Fähigkeit des Gehirns, die Funktionen zerstörter
Teile durch benachbarte Areale abzudecken, ist begrenzt und oft
bleiben trotz rechtzeitiger und langandauernder therapeutischer
Maßnahmen mehr oder minder schwerwiegende Ausfälle
und Störungen zurück. Einzelne motorische und sensorische
Handlungen können beeinträchtigt sein bis hin zu partiellen
oder vollständigen Lähmungserscheinungen des Körpers;
die Sprachfunktion kann ebenso gestört oder eingeschränkt
sein wie Prozesse, die der Speicherung und dem Abrufen von Gedächtnisinhalten
dienen.
Für die betroffenen Menschen bedeutet das erhebliche Einschränkungen
im Leben, wenn gezielte Rehabilitationsmaßnahmen, wie zum
Beispiel die Physiotherapie, die Ergotherapie und die Logopädie,
um die häufigsten zu nennen, nur noch geringfügig oder
keine Wirkungen mehr aufweisen.
Günter Haffelder, Physiker, Psychologe und Leiter des Instituts
für Kommunikation und Gehirnforschung in Stuttgart, hat das
EEG-Meßverfahren zur Messung der Gehirnströme zur EEG-Spectralanalyse
weiterentwickelt, mit der erstmals die Dynamik und das Zusammenwirken
bestimmter Hirnstrukturen aufgezeigt werden können. Im Laufe
der Forschung wurden Tausende von Menschen der unterschiedlichsten
Altersstufen, Berufsgruppen, mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten,
Begabungen und Problemstellungen über standardisierte Tests
und Untersuchungsabläufe im Rahmen des Instituts gemessen.
Anhand der Basis dieser vergleichenden Messungen kann er charakteristische
Gehirnstrukturen detailliert auswerten und interpretieren. Sie
lassen präzise Rückschlüsse zu, die je nach Muster
auf funktionelle Störungen oder Blockaden hinweisen, auf
Fähigkeiten oder besondere Begabungen. Aus diesem breiten
Spektrum an Erkenntnissen kann er auch gezielt Aussagen über
Ursache und Zusammenhänge cerebraler Schädigungen machen
und Konzepte zur Überwindung aufzeigen.
Im EEG-spectralanalytischen Meßverfahren von Günter Haffelder werden mit Hilfe der FFT (Fast Fourier Transformation) die in der Medizin normalerweise gemessenen EEG-Potentiale in ihre einzelnen Frequenzanteile zerlegt und spectralanalytisch dargestellt.
Abb. 1: EEG - Ableitung
L: Linke Gehirnhälfte; R: Rechte Gehirnhälfte
Zahlenreihe unten: Zeit in Minuten und Sekunden
Abb. 2: EEG - spectralanalytische Darstellung
L: Linke Gehirnhälfte; R: Rechte Gehirnhälfte
Frequenzen in Hz
Dabei sind nicht nur die unterschiedlich starken Gehirnaktivitäten klar ersichtlich, sondern es werden auch die Frequenzbereiche dargestellt, in denen diese Aktivierungen stattfinden. Der Beta-Bereich steht dabei für die wache, nach außen gerichtete Aufmerksamkeit mit hoher Konzentration, der Alpha-Bereich für die entspannte, konzentrierte, nach innen gerichtete Aufnahmebereitschaft und der Theta-Bereich für Visualisierung (Sehen von inneren Bildern). Dem Delta-Bereich, gemessen in der Nähe des limbischen Systems, kommt durch dieses Meßverfahren eine neue wichtige Bedeutung zu. Er steht nicht nur für Schlaf, sondern beschreibt auch alle kommunikativen, zwischenmenschlichen Interaktionsprozesse, die nonverbal ablaufen.
Um eine lange Meßphase besser überschauen und interpretieren zu können, läßt sich diese als Chronospectrogramm darstellen. Die Aktivitäten der beiden Hemisphären sind auch hier getrennt dargestellt, wobei die Aktivitäten der linken Hemisphäre für das serielle (nacheinander) Verarbeiten von Informationen stehen, die der rechten Hemisphäre für die gleichzeitige Informationsaufnahme eines breiten Bandes von Eindrücken. Aus der synchronen koordinierten Zusammenarbeit beider Hemisphären ergeben sich ungeahnte Potentiale des Lernen, Denkens und Zusammenarbeitens. Das Chronospectrogramm zeigt weiterhin die schon eingangs erwähnte charakteristische Dynamik bestimmter Gehirnstrukturen auf und ermöglicht so ein breites Feld der Aussage und gezielten Anwendung. Die EEG-Spectralanalyse ist daher die Grundlage der Arbeit mit Klienten, die aus den unterschiedlichsten Gründen ins Institut kommen. Die Auswertung des Meßprofils zeigt die Möglichkeiten der weiteren Arbeit auf.
Am Institut wird mittels der EEG Spectralanalyse der Cerebralkranke
während einer therapeutischen Maßnahme gemessen. Je
nach Art der Schädigung werden dabei vom Therapeuten oder
den Angehörigen, die den Patienten betreuen, bestimmte Körper-
und Sprachübungen mit diesem durchgeführt. Oft können
bei Cerebralkranken ehemals erlernte Bewegungs- oder Sprachmuster
nicht mehr oder nur unzureichend ausgeführt werden. Der Verlauf
der EEG-Spectralanalyse zeigt, welche Gehirnaktivitäten und
Schwingungsmuster bei bestimmten Übungen im Gehirn noch vorhanden
sind bzw. welche im Gehirn fehlen. Diese Frequenzgemische sind
die Grundlage der Informationen, die dem Gehirn über eine
speziell für den jeweiligen Fall hergestellte CD angeboten
werden. Diese basiert auf einer im Layer-Verfahren eingespielten
klassischen Musik. Durch gleichzeitiges Hören der CD und
Ausüben der therapeutischen Maßnahme wird im Gehirn
neu gebahnt.
Diese Musik wirkt über verschiedene Ebenen. Zum einen werden
die fehlenden Frequenzen im Zweifrequenzverfahren über die
Musik als Träger angeboten und in einem akustisch hohen Frequenzbereich
bei ca. 18.000 Hz moduliert aufgebracht. Zum anderen wurde die
Musik nach einem speziellen Verfahren zusammengestellt, unter
anderen auch verlangsamt eingespielt. Die Musik ist gleichfalls
lateralisiert und der Phasenwinkel auf die Gehirnaktivität
eingestellt. Eine der besonderen Wirkungen der Musik auf der CD
ist die Erhöhung des Acetylcholinspiegels im Gehirn. Acetylcholin
ist ein Neurotransmitter, der die Basis zu einer erhöhten
Bereitschaft für neue Lernprozesse im Gehirn legt.
Im Verlauf der weiteren Arbeit außerhalb des Instituts
soll der Klient die so erstellte Musik über einen Kopfhörer
hören, während der Therapeut oder die Angehörigen
mit ihm arbeiten oder ausgefallene Funktionen mit ihm üben.
Die gleichzeitige Arbeit an fehlenden Bewegungsmustern und das
Üben beschleunigen die Wirkung der Musik und ermöglichen
so den Erfolg der weiteren therapeutischen Arbeit. Bei regelmäßiger
täglicher Anwendung können sich oft schon nach relativ
kurzer Zeit erste Erfolge einstellen.
Im einzelnen sind noch folgende Punkte bei der Anwendung wichtig:
Wichtig ist auch zu erwähnen, daß gerade bei Cerebralkranken
im Verlauf der Arbeit krisenhafte Abschnitte aufreten können,
die oft Zeichen einer deutlichen Besserung des betroffenen Menschen
sind. Gerade hier sollten Angehörige und Therapeuten durch
positive Worte und Gedanken die Motivation zum Weitermachen unterstützen.
Je nach Verlauf der Arbeit mit der CD kann nach einem halben
bis einem Jahr ein weiterer Besuch im Institut sinnvoll sein.
Die erneute Messung erlaubt die Anpassung der CD an die Verbesserung
der Situation des Klienten, eventuell müssen auch weitere
Vorgehensweisen unter Berücksichtigung der aktuellen Situation
abgestimmt werden.
Ein junger Mann lag nach einem schweren Autounfall lange Zeit im Koma. Er konnte im Anschluß von verschiedenen Kliniken und Therapiezentren so weit erfolgreich behandelt werden, daß er im Alltag handlungs- und lebensfähig war. Zurück blieb jedoch ein vermindertes Reaktionsvermögens und mangelnde Koordination, so daß er seinem Beruf nicht mehr nachgehen konnte.
Abb. 3: Chronospectrogramm einer etwa 7 - minütigen Meßsequenz
Linkshirndominanz bei fehlender Struktur und Koordination;
Linke und rechte Hemisphäre getrennt dargestellt; Frequenzen in Hz
Am linken Rand ist der zeitliche Verlauf in Minuten und Sekunden angegeben
Sein Meßprofil wies eine ausgeprägte Dominanz der
linken Hemisphäre auf. Zur Bewältigung von seriellen
Aufgaben, wie sie alle koordinierten Handlungsabläufe darstellen,
sind bestimmte Gehirnstrukturen zwingend notwendig. Diese fehlten
hier völlig.
Für den Klienten wurde ein spezielles Übungsprogramm
zusammengestellt, zum Teil mit Übungsgeräten, des weiteren
erhielt er auch eine individuell gefertigte CD. Nach einiger Zeit
zeigten seine Meßprotokolle eine deutliche Veränderung.
Abb. 4: Chronospectrogramm nach mehrwöchiger Trainingsphase
Die gemeinsame Arbeit dauerte ein halbes Jahr, während dem der junge Mann in langfristigen Zeitabständen Kontakt zum Institut hatte, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Die Arbeit mit den Übungsprogrammen und der aufbereiteten Musik der CD führte er mit Therapeuten in einem Therapiezentrum durch. Heute kann er ohne große weitere Beeinträchtigungen seinen früheren Beruf ausüben und sein Leben in gewohnter Weise führen.
Ein weiterer Fall betrifft einen Handwerkermeister mit Schädel-Hirn-Trauma, der von Ärzten und Therapeuten nach 2 Jahren Rehabilitation als austherapiert eingestuft wurde. Er konnte nur noch den kleinen linken Finger bewegen und weder Ärzte noch seine Frau wußten, ob er hört oder sieht. Nach der ersten Messung wurde die erste CD für ihn hergestellt, mit deren Unterstützung seine Therapeuten nachfolgend Mundbewegungen, Stimmbildung und einzelne Körperbewegungen mit ihm trainierten. Nach 5 Monaten konnte er erstmals seinen Therapeuten flüsternd mit "Hallo" begrüßen, was sich nach einem weiteren Jahr zur Bildung von ganzen Sätzen steigerte. Nach einem halben Jahr konnte er selbständig essen und konnte lächeln. Mittlerweile kann er mit Stimme richtig sprechen. In seinem Rollstuhl sitzend kann er mit seinen Füßen helfen, den Rollstuhl in Fahrtrichtung zu bewegen. Besondere Freude bereitet ihm die Hippotherapie, wo er selbständig auf einem Pferd sitzen kann. In diesem Fall war der unermüdliche Einsatz seiner Frau und der Logopädin und beider fester Glaube an seine Wiederherstellung eine wichtige Basis für die Optimierung der Lernprozesse im Gehirn, die über die CD zur Neubahnung zerstörter Synapsenverbindungen führen.
Der Einsatz neuroaktiver Aufbau- und Lateralisierungs-CDs in der Rehabilitation und Therapie
Das Institut für Kommunikation und Gehirnforschung ist ein privates Institut, das mit einem von Günter Haffelder weiterentwickelten EEG-spectralanalytischen Messverfahren internationale Anerkennung gefunden hat. Menschen mit unterschiedlichen Anliegen besuchen das Institut, um sich auf der Grundlage einer Messung der Gehirnaktivitäten eine neuroaktive CD erstellen zu lassen: Kinder und Erwachsene mit Lernstörungen, mit Konzentrationsschwierigkeiten, Streßsymptomen oder Cerebralschädigungen sowie Menschen, die allgemein an der Leistungsoptimierung ihres Gehirns arbeiten möchten. Im Forschungsbereich werden unter anderem medizinische Heilverfahren und Therapien auf ihre Wirkung beim Patienten untersucht.
Dieser Beitrag beschreibt die Arbeit des Instituts im Bereich cerebraler Schädigungen vielfältiger Ursachen. Das betrifft durch Krankheiten oder einen Unfall verursachte Traumata, Störungen der Entwicklung durch Sauerstoffunterversorgung bei der Geburt und geistige Behinderungen etc.. Aufgrund spezieller neuroaktiv wirkender und individuell erstellter Musik-CDs eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Unterstützung von Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen.
Abb. 1 zeigt eine Ableitung der Gehirnschwingungen einer EEG-Messung, wie sie
vom medizinischen EEG bekannt ist.
Im Verfahren der EEG-Spectralanalyse wird die Ableitung, die eine Summe mehrerer Frequenzanteile ist, über ein mathematisches Verfahren (Fast-Fourier-Transformation) in ihre Einzelfrequenzen zerlegt. Dadurch ergibt sich eine viel detailliertere Auflösung im Vergleich zum medizinischen EEG mit wesentlich genaueren Interpretationsmöglichkeiten der abgeleiteten Gehirnschwingungen (Abb.2).
Abb. 2: EEG-spectralanalytische Ableitung der Gehirnschwingungen
Nachfolgend ist ein Chronospectrogramm zu sehen, welches graphisch den zeitlichen Verlauf einer Messung darstellt. Beide Gehirnhälften sind getrennt dargestellt und zeigen jeweils die Aktivitäten des Gehirns in den verschiedenen Frequenzbereichen.
Abb. 3: Chronospectrogramm einer EEG-spectralanalytischen Messung
Ein neuer Ansatz im Verständnis der Gehirnfunktionen
Geschädigte lokalisierte Bereiche des Gehirns können nur schwer wieder
reaktiviert werden, das Gehirn verfügt jedoch über die Möglichkeit
der Plastizität. Heute weiß man, dass das Gehirn, bekommt es entsprechende
Reize, bis ins hohe Lebensalter lernfähig bleibt. Durch neue Forschungen
ist bekannt, daß das menschliche Gehirns durch spezifische Anregung neue
Netzwerke von Nervenverbindungen aufbauen kann. Hier liegt ein Schlüssel
zum Verständnis der funktionellen Arbeitsweise des Gehirns. Der daraus
resultierende Ansatz zur Behandlung und Betreuung cerebralgeschädigter
Menschen eröffnet neue Möglichkeiten der Therapie.
Die EEG-spectralanalytische Messung
Eine Messung mit der EEG-Spectralanalyse ist der erste Schritt zur Erstellung
einer neuroaktiven CD. Die Messung ist notwendig, um die individuelle Gehirnaktivität
des einzelnen Menschen zu erfassen. Im Vergleich zum medizinischen EEG, das
Aktivitäten des Gehirns cortical über die Großhirnrinde beschreibt,
werden im Verfahren der EEG-Spectralanalyse Schwingungen des Gehirns subcortical
über das Limbische System abgeleitet. Spezifische Aktivitäten der
Gehirnströme in den einzelnen Frequenzspektren sind dabei sowohl hinsichtlich
ihres Auftretens als auch ihrer Modifikation analysiert und empirisch abgesichert.
Die in einer individuellen Messung erhaltenen Daten werden zur Erstellung einer
CD weiter analysiert und aufbereitet.
Wirkungsweise der neuroaktiven CD
Die CD ist ein therapieunterstützendes Mittel; das Gehirn wird angeregt,
bestimmte Neurotransmitter, hier ist vor allem Acetylcholin zu nennen, in erhöhter
Konzentration auszuschütten. Dadurch wird es in einen besonders lernbereiten
Zustand versetzt. Zu dieser Wirkungsebene kommen noch individuelle Parameter
aufgrund der vorangegangenen EEG-spectralanalytischen Messung hinzu. Über
das Trägermedium einer speziell eingespielten klassischen Musik werden
bestimmte neuroaktive Informationen übermittelt, die zusammen mit der Arbeit
des Therapeuten neue neuronale Strukturen prägen. Der Patient hört
die für ihn erstellte Musik über Kopfhörer, während der
Therapeut oder die Angehörigen mit ihm arbeiten, um die Wiederherstellung
ausgefallener Funktionen zu fördern. Dadurch können Folgesymptome
eines Schlaganfalls oder Schädel-Hirn-Traumas und schwerste cerebrale Schädigungen,
etwa bei Wachkoma-Patienten, therapiert werden. Maßnahmen wie Physiotherapie,
Logopädie, Ergotherapie etc. erfahren durch die CD intensive Unterstützung.
Die Arbeit mit der neuroaktiven CD
Generell können Therapiemaßnahmen mit der CD unterstützt und
beschleunigt werden. Eine zentrale Bedeutung bei der Arbeit mit der CD kommt
den begleitenden Ärzten, Therapeuten und Angehörigen zu. Hier ist
neben der auf individuelle Erfordernisse abgestimmten und kompetenten funktionellen
Behandlung die soziale und psychische Betreuung von wesentlicher Bedeutung für
die Wirkung der CD. In der Besprechung, die im Anschluß an die spectralanalytische
Messung stattfindet, werden auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte
Anwendungsempfehlungen gegeben, die auch psychische und soziale Komponenten
in der Betreuung des Patienten berücksichtigen. Hier ist vor allem die
positive Ausrichtung der Sprache und Gedanken zu erwähnen, um die sich
alle Beteiligten bemühen sollten.Im Rahmen der Forschung des Instituts
wurde messtechnisch nachgewiesen, daß im Bereich der Delta-Wellen Übertragungen
nonverbaler Gedankenmuster und Informationen stattfinden, so daß sich
konstruktive Gedanken zwischen Betreuer und Patient ebenso übertragen wie
solche, die sich ungünstig auf die Motivation des Patienten auswirken.
Mit der erstellten CD arbeiten die Klienten zunächst zwischen einem halben
und einem Jahr bis zur empfohlenen Kontrollmessung. Bei dieser Messung werden
Veränderungen, von denen die Betroffenen oder ihre Angehörigen berichten,
messtechnisch erfasst und es werden im Erfahrungsaustausch weitere Maßnahmen
abgestimmt und besprochen. Bei Menschen mit cerebralen Schädigungen ist
es je nach Schweregrad der Schädigung des zentralen Nervensystems oder
bei mehrfach funktionellen Störungen oft sinnvoll, eine an die sich ändernden
Erfordernisse und Bedürfnisse des Patienten angepasste neue CD erstellen
zu lassen. Ein Beispiel: Ein Patient kann nach der Arbeit mit der CD seine Gliedmaßen
wieder gezielter bewegen. Seine neu erstellte CD setzt nun differenziert an
der Wiederherstellung motorischer Funktionen an. Wie oft und in welchen Abständen
eine CD-Anpassung sinnvoll ist, muß individuell abgeklärt werden.
In bestimmten Fällen gibt es zudem die Möglichkeit der Erstversorgung
mit einer speziell erstellten CD. Die Indikation gilt nur für die Versorgung
direkt, das heißt wenige Tage oder Wochen nach einem akuten cerebralen
Trauma, etwa einem Apoplex oder einer unfallverursachten Schädigung und
soll nur eine begrenzte Zeit angewandt werden. Für die weitere spezifische
Versorgung ist in jedem Fall eine Individual-Messung zur Erstellung einer individuellen
CD erforderlich.
Aus der Praxis
Nachfolgend soll ein kurzer Einblick in die Praxis gegeben werden, um eine Vorstellung
über die Möglichkeiten in der Arbeit mit der neuroaktiven CD zu bekommen.
Die positiven Veränderungen, die Menschen in der Arbeit mit der CD erfahren,
betreffen funktionelle Bewegungsabläufe verschiedener Komplexität,
Verbesserungen des Sprachvermögens und des Sprechens oder Verbesserungen
der Wahrnehmung. Daneben können auch durch Hirnschädigungen erworbene
kognitive Defizite, emotionale Veränderungen und Veränderungen des
Verhaltens positiv beeinflusst werden.
Neben den Rückmeldungen von Betroffenen sind es sehr oft die Therapeuten,
die in der Arbeit mit dem Patienten plötzlich große Fortschritte
verzeichnen können. Die therapeutischen Anwendungen greifen schneller und
tiefer und erfahren dadurch eine größere Intensität. Vielfach
berichten Therapeuten außerdem über die verbesserte Motivation und
Entspanntheit des Patienten, was ihre Arbeit wiederum erleichtert und beschleunigt.
Ein Fallbeispiel: Ein Handwerker lag nach einem Unfall mit schweren cerebralen
Schädigungen im Wachkoma. Zwei Jahre nach seinem Unfall zeigte er in Therapien
keinerlei Fortschritte mehr und galt daher als austherapiert. Niemand konnte
genau sagen, ob und in welchem Umfang bestimmte Wahrnehmungsfunktionen noch
vorhanden waren. Die Motorik war weitgehend ausgefallen, er konnte nur seinen
kleinen Finger bewegwn. Über seine Logopädin erfuhr seine Ehefrau
von der Arbeit des Instituts. Bereits 2 Monate nach der Erstellung seiner CD
begrüßte er, der zuvor kein Wort mehr gesprochen hatte, seine Therapeutin
mit "Hallo". Die intensive Arbeit wurde von stetigen Fortschritten
begleitet. Heute sind seine motorischen Funktionen so weit wieder hergestellt,
daß er im Rollstuhl sitzend diesen mit den Füßen anschieben
kann. Seine Mimik ist ausgeprägt und er kann mittlerweile wieder selbständig
essen. Er spricht mit zum Teil überraschend humorvollen Einlagen. Seine
geistige Präsenz ist deutlich vorhanden, er kann Kopfrechenaufgaben lösen
und zeigt Sinnverständnis im Frage-Antwort-Dialog. Allgemein nimmt er wieder
verstärkt am Leben teil. Ein ganz wesentlicher Faktor für diese phänomenale
Entwicklung ist bei diesem Patienten die engagierte und unermüdliche Mitarbeit
seiner Frau, die ihre Zuversicht in eine Verbesserung der Situation ihres Mannes
immer behalten hat und dies positiv in die Arbeit mit der CD einfließen
ließ.
Die neuroaktiv aufbereiteten Musikstücke auf den Individual-CDs sind zum
Teil mit Wal- und Delphin-Kommunikationsmustern unterlegt. In der Grundlagenforschung
zeigte sich, daß diese Töne allein keine über die EEG-Spectralanalyse
ermittelte Wirkung auf das Gehirn zeigten, wohl aber in Kombination mit einer
speziell eingespielten klassischen Musik. Diese bewirkt bei Kindern mit verzögerter
oder nicht erfolgter Sprachentwicklung oftmals schon während des ersten
Hörens einen starken Impuls, Lautäußerungen und erste Sprechversuche
von sich zu geben. In Rückmeldungen wird zudem auch sehr oft berichtet,
daß sich allgemein der Bezug nach außen öffnet, das heißt
ehemals verschlossene Kinder suchen deutlich Kontakt zu anderen und ihr Sozialverhalten
verändert sich positiv. Ein besonders erfreulicher Fall betrifft einen
Jungen mit Aphasie nach einem schweren Unfall, der mit Hilfe der CD nun wieder
spricht. Seine weiteren kognitiven Symptome haben sich ebenso normalisiert,
was die glücklichen Eltern mit der Zusendung einer Kopie des Schulzeugnisses
von ihrem Sohn an das Institut berichteten.
Die Wirkung der neuroaktiven CD im Bereich der Sprachentwicklung bei Kindern
war auch Gegenstand eines noch unveröffentlichten Forschungsprojektes mit
sprachentwicklungsverzögerten Kindern, bei dem diese Beobachtungen bestätigt
und dokumentiert wurden.
Der Impuls, sich verstärkt wieder der Außenwelt zu öffnen, zeigt sich beispielsweise auch bei Wachkoma-Patienten. Immer wieder wird von Fällen berichtet, bei denen die Patienten sich plötzlich mitteilen möchten, sich auf ja/nein-Kopfbewegungen einlassen können und Gefühlsregungen deutlicher Ausdruck geben. Diese verstärkte Aufmerksamkeit hat auch schon dazu geführt, daß Ärzte ihre Einschätzung von vormals als nicht Reha-fähig eingestuften Patienten revidierten.
Prognosen über den zeitlichen und qualitativen Verlauf der Arbeit mit der CD können nicht gegeben werden. Manche Menschen berichten über Veränderungen, die sie bereits nach zwei Wochen erfahren, bei anderen hingegen zeigt sich zunächst über zwei oder drei Monate keine äußerlich wahrnehmbare Wirkung, bis plötzlich ein immenser Schub einer positiven Veränderung eintritt. Das hängt zum einen von der Art und dem Schweregrad der cerebralen Schädigung ab und ist zum anderen im Zusammenhang mit altersspezifischen Faktoren und mit einer konstitutionell bedingten individuellen Geschwindigkeit zu sehen. Weiterhin hängt der Erfolg der neuroaktiven CD auch von der korrekten Anwendung ab und wird gefördert durch günstige Rahmenbedingungen. Diese betreffen neben dem auf individuelle Bedürfnisse abgestimmten Therapieansatz auch das Vorhandensein einer positiv eingestellten sozialen Umgebung.
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